Selbstwert ist ein hohes Gut. Wer ein stabiles Selbstwertgefühl besitzt, ist meistens glücklicher und erfolgreicher im Leben. Doch wie kann man dieses so wichtige Gefühl entwickeln?
Viele von uns glauben, dass wir unseren Wert im Leben verdienen müssen. Sie wollen sich und der Welt „beweisen“, dass sie einen Wert besitzen und damit ein Recht auf Leben, Wohlstand und Glück haben. Bekommen sie es, scheint alles in Ordnung, geht das „Glück“ aber verloren, scheint die Welt ungerecht.
Was aber bestimmt wirklich unseren Wert im Leben? Geld? Macht? Oder beweisen uns liebevolle und wertschätzende Gesten von anderen, dass wir wertvoll sind? Sind wir auf das Glück angewiesen, von liebevollen und unterstützenden Eltern aufgezogen zu werden, um unseren Selbstwert entwickeln zu können? Die meisten Psychologen würden hier wohl zustimmen.
Selbstwertgefühl entwickeln
Gleichwohl wird angenommen, dass man auch im Erwachsenenalter noch seinen Selbstwert entwickeln kann. Ein liebender Partner scheint uns unseren Wert zu beweisen oder Erfolg im Beruf, im Leben überhaupt. Aber können wir wirklich anderen Menschen helfen, ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln? Funktioniert die Entwicklung des Bewusstseins, dass wir etwas wert sind nur über andere? Sind es andere Menschen, die uns beweisen müssen, dass wir einen Wert besitzen? Ist das so?
Sicher nicht. Aber wie geht es dann? Wenn wir bemerken, dass wir selbst es sind, die wir unseren Wert „verdienen“ müssen, beginnt ein kräfteraubende Spiel, das wir niemals endgültig gewinnen können: Wir wollen uns unseren Wert verdienen und uns selbst und anderen beweisen, dass wir „gut“, „erfolgreich“, „liebevoll“ oder sonst etwas sind.
Ich behaupte, dass die meisten Menschen dieses Ziel vor Augen haben. Sie wollen ein nach ihrer Definition „erfolgreiches“ Leben führen und beziehen so ihren Selbstwert aus eben diesem Erfolg. Irgendjemand oder irgendetwas ist so immer für unseren Selbstwert zuständig. Im Gegenzug sind wir bereit, andere Menschen „aufzubauen“ und ihren Wert zu bestätigen. Wir loben ihre Arbeit, bewundern ihren Erfolg, oder suchen mit noch so kleinen Gesten, den Wert unserer Mitmenschen zu bestätigen. Den Wert, den sie für uns haben. Wenn wir das nicht tun, können wir auch selbst nicht damit rechnen, bestätigt und geliebt zu werden. Kurz gesagt: Jede/r will beliebt sein, weil das sein Selbstwertgefühl stärkt.
Selbstwert durch andere
Ich glaube, dass so unsere Gesellschaft funktioniert. Wenn ich dir etwas Nettes sage oder tue, dann sagst oder tust du mir etwas Nettes. Ich drücke meine Wertschätzung dir gegenüber aus und du bist verpflichtet, mir auch wertschätzende Gesten zukommen zu lassen. Mir scheint, dass alle Menschen so konditioniert werden und damit funktionieren. Der eine macht es besser, als der andere, aber alle versuchen wir es. Wir bestätigen andere, damit wir selbst bestätigt werden.
So kann sich ein scheinbares Selbstwertgefühl entwickeln – allerdings ein sehr fragiles. Denn wir wissen nie, ob und wann ein Unterstützer wegbricht. Wir fühlen uns dem Schicksal und den anderen Menschen ausgeliefert. Auch wenn das Ganze unbewusst geschieht, aber die Angst ist unterschwellig immer da, meinen Partner, meine Freunde oder meinen Platz in der Gesellschaft zu verlieren.
Wir sind alle vollkommen
Ich behaupte, dass wir alle – jeder einzelne von uns – perfekte, heilige und göttliche Wesen sind, ohne Fehler und Makel, ewig geliebt und frei, zu tun, was immer uns beliebt. Dieser Ausdruck von Göttlichkeit darf in die Welt gebracht werden und erhält keinen größeren oder geringeren Wert durch die Meinung anderer.
Fehler und Irrtümer, Misserfolg und Schicksalsschläge im irdischen Leben verändern nichts an der Perfektion jedes Einzelnen. Die Erfahrungen, Handlungen und Worte jedes Einzelnen mögen nicht „perfekt“ sein. Sie können es gar nicht in einer materiellen Welt. Aber das Wesen, das wir sind, bleibt immer ein Teil Gottes – und somit fehlerlos.
Gott ist überall
Als ich als Kind erfuhr, dass Gott nicht im Himmel über uns wohnt, war ich zuerst erschrocken. Mein älterer Bruder erklärte mir, dass Gott „überall“ sei. Das war verwirrend für mich. Unsichtbar und überall. Auch in der Atemluft, die niemand sehen kann. Mir wurde klar: Wir atmen Gott ein und aus (Ja, auch das CO2, das wir ausatmen, ist Gott). Doch auf einen Gedanken kam ich niemals: Wenn Gott „alles“ ist, dann bin ich auch selbst Gott.
Gott fließt nicht nur durch mich mit der Atemluft, sondern er ist in jeder Zelle meines Körpers vorhanden, besser gesagt, er IST diese Zelle. Ich kann Gott in mir fühlen, aber auch in allem um mich herum wahrnehmen. Dafür muss ich nur ein Bewusstsein entwickeln. Dann erkenne ich mich als Teil des göttlichen Universums und kann auch niemanden ausschließen. Wir sind alle Teil von Gott – und als solcher unheimlich wertvoll und heilig. Dazu muss ich gar nichts tun, keinen Erfolg haben und kann keinen Fehler begehen.
Die Natur ist heilig und wir Menschen sind es auch. Die Formen, die wir auf der Erde wahrnehmen, sind vergänglich und scheinbar mit Fehlern behaftet, aber in jedem Atom und in jeder lebendigen Zelle, ist die göttliche Vollkommenheit vorhanden. Dieses Wissen gibt mir und allem, was ist, seinen Wert. Es macht dankbar und glücklich, wenn ich weiß, dass ich wunderbares Wesen mit allen anderen wunderbaren Wesen dieses Universums verbunden bin durch die Göttlichkeit, die uns alle durchströmt.
Der eigene Wert kann niemals verloren gehen
Im normalen Denken über Gut und Böse, Richtig und Falsch, Wichtig und Unwichtig, klingen meine Worte wie Blasphemie. Ich wage nicht, sie auszusprechen, weil ich denke, dass sie falsch verstanden werden könnten. Die Wahrheit kann mit Worten nicht fehlerfrei wiedergegeben werden. Worte können nur die Richtung andeuten. Jederzeit kann man sie „zerreden“, wenn man will. In der Vergangenheit musste man das Sprechen über gewisse Themen oft mit dem Tod bezahlen. Wohl deshalb haben wir gelernt, darüber zu schweigen.
Und doch fühle ich, dass nur in dem Bewusstsein, ein vollkommenes, geliebtes und heiliges Geschöpf zu sein, das die Göttlichkeit in sich trägt, der Weg zum eigenen Selbstwert geebnet wird. Nur aus mir selbst kann dieser Wert erwachsen – so dass ich den Wert jedes Geschöpfes wirklich erkennen und erfahren kann. Niemand anderer kann mir meinen Selbstwert, den ich in meiner Kindheit nicht entwickeln durfte, geben. Kein Erfolg dieser Welt bestätigt dauerhaft meinen Wert. Kein Misserfolg nimmt einem Menschen seinen Wert. Das kann und will ich sagen.
Alles andere muss man erfahren.
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