Unechtes Lachen hat keinen guten Ruf, und das zu Recht. Wenn Lachen vorgetäuscht (gefaked) wird, stehen oftmals keine guten Absichten dahinter. Irgendjemand soll hinters Licht geführt werden.

Wir achten genau drauf, ob ein Lachen echt oder unecht ist

Da ist der Geschäftsbesitzer, der dir etwas verkaufen will und es mit einem “falschen”, antrainierten Lächeln oder Lachen tut. Oder der Chef, der sich an seine Angestellten mit Witzen anbiedern will und selbst am meisten lacht. Die “Untertanen” lachen aber auch schön brav mit – und auch das ist dann ein unechtes Lachen.

Wir bezeichnen dieses Lachen, bei dem sich jemand anbiedern will oder uns zu etwas überreden will, als “schmieriges” Lachen. Im allgemeinen fällt es uns leicht, so eine Art von Lachen zu erkennen. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass Lachen und Lächeln Sympathie auslöst und uns näher zusammenbringt.

Allerdings nur und ausschließlich, wenn dieses Lachen “echt” ist. Das spüren wir und meistens sind wir sofort in der Lage, ein “falsches” Lachen zu erkennen. Oder auch nicht? Zumindest besteht häufig die Sorge, durch “falsche Freundlichkeit”, die durch ein unechtes Lachen vorgetäuscht werden soll, hereingelegt zu werden. Deshalb wurden sogar Computerprogramme entwickelt, mit deren Hilfe man den Gesichtsausdruck einer lachenden Person darauf untersuchen und erkennen kann, ob Lachen echt oder nur vorgetäuscht ist. Es geht also darum, eine Lüge aufzudecken.

Im Lachyoga lachen wir ohne Grund

Deshalb kann ich die Menschen gut verstehen, wenn sie auf die Aufforderung im Lachyoga, anfangs einfach das Lachen vorzutäuschen, skeptisch reagieren. Sie hören die Worte wohl, dass unser Körper nicht zwischen echtem Lachen und erzwungenem Lachen unterscheiden kann. Vielleicht glauben sie auch die wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass unser Lachen ohne Grund die gleichen positiven Auswirkungen auf unseren Körper hat, wie echtes Lachen. Aber tief drinnen bleibt doch ein gewisser Widerstand gegen “unechtes” Lachen aufrecht. Wer will schon seinen Körper “hereinlegen”?

Ich kann das gut verstehen. Ich bin für Aufrichtigkeit und Authentizität, die zuerst bei mir selbst anfangen muss. Ich kann meinen Körper nicht betrügen, will es nicht und werde es auch niemals tun. Und doch lache ich seit Jahren jeden Tag gleich nach dem Aufwachen, obwohl mir normalerweise zu dieser Zeit nicht nach Lachen zumute ist. Wie mache ich das, ohne mich selbst zu betrügen?

Ich nenne es “liebevolles Lachen”

Ich kopple die Bewegungen, die mein Körper beim Lachen macht, vom spontanen, unbewussten Ausdruck des Spaßes oder der Freude ab. Ich wache auf und will mir etwas Gutes tun. So wie manche Menschen aus Liebe zu ihrem Körper joggen oder Gewichte stemmen. Sie befehlen ihren Nerven und Muskeln – oder fordern sie liebevoll auf, je nach innerer Einstellung – dies und jenes zu tun, weil es gut für den Organismus sei. Der Körper ist nur das ausführende Instrument.

Als ich mit Lachyoga begann, wollte ich einen Versuch starten. Ich wollte wissen, ob es stimmt, dass ich mich besser, freier und gesünder fühlen würde. Ich hatte damals Probleme mit meinem Gewicht, fühlte mich schlapp und müde, manchmal sogar depressiv. Medizinisch wurden diese Erscheinungen mit meinem Alter erklärt und als normale hormonelle Umstellung hingestellt, die außer mit der Einnahme von Hormonpräparaten (was ich nicht wollte), nicht verhindert werden konnten.

Ich wollte es mit Lachyoga jeden Morgen nach dem Aufstehen versuchen. Aus Liebe zu meinem Körper, denn meine Probleme waren körperlicher Natur. Ich gaukelte meinem Körper nicht vor, gut gelaunt zu sein und vor lauter Freude lachen zu müssen. Im Gegenteil. Ich wurde die beste Freundin und Beraterin meines Körpers. Ich gestand ihm zu, sich schlecht, dick, müde, unbeweglich oder traurig zu fühlen. Ich nahm all das jeden Tag nach dem Aufwachen zur Kenntnis. Ich fühlte auch meine eigene Ablehnung gegen diesen Körper und seinen Ausdruck. Ich entschuldigte mich dafür.

Den Körper zu Lachbewegungen veranlassen

Ich forderte meinen Körper auf, es doch mit den Lachbewegungen zu versuchen, die wir beide im Lachyogatraining gelernt hatten. Aus Liebe zu meinem Körper ließ ich kein Gegenargument gelten wie: Das ist doch lächerlich. Das hilft doch gar nicht. Diese Bewegungen des Mundes und des Zwerchfelles seien doch kein Ausdruck spontaner Freude. Es würde doch doch gar nicht funktionieren usw.

Es war als Versuch gedacht, bei dem es nichts zu verlieren gab. Aber viel zu gewinnen. Wie viel ich gewinnen konnte und nach und nach gewann, wurde mir über die Wochen und Monate bewusst, in denen ich nicht locker ließ und mich jeden Tag aufs Neue liebevoll überredete. Zuerst bemerkte ich, dass diese Situation, bei der ich krampfhafte Lachbewegungen ausführte, einer gewissen Situationskomik nicht entbehrte. Nach ein paar Minuten mechanischem Lachen fing ich an, mich zu amüsieren. Was beim Lachen in der Gruppe ganz natürlich passierte, gelang auch beim Lachen allein: ich fand die Situation nach ein paar Minuten lustig. Mein Lachen wurde echt.

Plötzlich wurde mein unechtes Lachen echt

Ich hatte meinen Körper nicht hereingelegt, nur liebevoll überredet, es doch zu versuchen, so zu tun, als ob es etwas zu Lachen gäbe. Und plötzlich gab es etwas zum Lachen! Regelmäßig, jeden Tag in der Früh lachte ich über alles Mögliche, hahaha! Und in der Dusche ging es gleich weiter und danach, beim Anziehen, hörte ich meine Lieblingsmusik, sang mit oder tanzte dazu. Spätestens beim Frühstück war ich bestens gelaunt.

Meine Probleme gingen mit den Wochen und Monaten des regelmäßigen Lachens zurück. Vieles besserte sich spontan nach dem Morgenlachen sofort, wie die Stimmung, die Beweglichkeit, die Annahme meiner selbst, die Unsicherheit. Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass ich an Gewicht verlor. Das Lachen und Tanzen zeigte Auswirkungen. Ich entdeckte meine Freude an Hula Hoop.

Ich begann meinen gut funktionierendem Körper zu mögen, und er gefiel mir auch immer besser. Meine Beweglichkeit machte mir Freude und ich bewegte meinen Körper mit so viel Erfolg, dass ich bald beweglicher als in meiner Jugend war. Ich hatte Freude am Leben, an den Menschen um mich herum und vor allem an mir selbst.

Positive Veränderungen durch mein Lachtraining

Heute glaube ich: es ist das echte, herzliche Lachen, das die positiven Effekte des Lachens hervorruft, die allgemein bekannt sind. Es ist aber auch möglich, durch reine „Lach-Mechanik“, die durch liebevolles Überreden zustande kommt, echtes, herzliches, bedingungsloses Lachen auszulösen.

Wie bei jeder Übung, von der ich mir etwas erwarte, brauche ich Geduld und Ausdauer. Und vor allem Vertrauen darauf, dass es mir helfen wird. Dann ist die sogenannte “Disziplin” ein Kinderspiel. Vor allem beim Lachyoga, wo die ersten positiven Auswirkungen sofort spürbar sind.

Welche positiven Veränderungen auf lange Sicht gesehen damit möglich sind, konnte ich mir am Anfang nicht vorstellen. Ich habe „Lachen allein“ als Versuch gestartet und bis heute nicht mehr davon gelassen. Für mich hat sich Lachyoga bewährt. Es ist ein unkonventioneller Weg zur Freude und zur Gesundheit. Ich war einfach neugierig, ob es wirklich die Auswirkungen haben würde, die ich mir vorstellte. Ich wurde nicht enttäuscht.

 

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