Von Männern und Frauen –

Und warum wir alle beide Anteile in uns tragen

Weibliche Intuition oder männliche Logik? Was ist besser für uns? Worauf sollen wir uns verlassen? Worauf sollen wir unsere Entscheidungen gründen? Wenn die Intuition dem weiblichen Prinzip zugeordnet wird und Logik dem männlichen – heisst das dann, dass Frauen nur intuitiv handeln und Männer vom Verstand beherrscht werden?

Männer wie Frauen können sich jederzeit entscheiden, mehr das männliche oder mehr das weibliche Prinzip in ihrem Leben zuzulassen. Nicht alle Frauen wollen ihre weiblichen Eigenschaften leben. Dafür mag es vielleicht Männer geben, die anfangen, ihre – auch ihnen innewohnende – Weiblichkeit auszudrücken. Diese Männer entdecken, wie angenehm es ist, weibliche Grundprinzipien zuzulassen und zu leben.

Das Leben wird angenehmer, ruhiger und verliert an Hektik, wenn der sanften Weiblichkeit Raum gegeben wird. Wunderbar! Darum geht es! Wir wollen spielen, lachen, tanzen, singen, uns bewegen, ausruhen, genießen, uns freuen. Es gilt, diese Werte neu zu entdecken! Wir alle tragen sie insofern in uns, als wir uns – bewusst oder unbewusst – danach sehnen. Seufzen und entspannt loslassen von den Sorgen und unnötigen Aufgaben, die wir uns selbst auferlegt haben, das tut jedem gut. Wir müssen das zulassen können, wenn wir das Leben finden wollen. Denn meistens hält sich das Leben ziemlich versteckt hinter Pflichten, Aufgaben, Zeitmangel und Druck.

Ist also alles „Weibliche“ gut und alles „Männliche“ schlecht?

Diesen Eindruck könnte man bekommen, wenn man meine Worte oben liest. Ich meine es aber nicht so. Es geht um das Gleichgewicht, das über die Jahrhunderte und Jahrtausende verloren gegangen ist. Das sich zugunsten von männlichen Werten wie: aktiv sein, tun, machen, Erfolg haben, streiten, Wettbewerb, gewinnen müssen, Konkurrenz, Kampf usw. verschoben hat.

Das alles ist wichtig, denn ohne Aktivität kann man nicht leben. Aber ausschließlich die männlichen Werte zu leben, bringt Probleme mit sich. Diese Probleme kann man heute überall sehen. Und gleichzeitig hat sich beinahe eine Angst vor weiblichen Werten entwickelt. Niemand will „faul“ sein oder „nachlässig“, das Leben „nicht ernst nehmen“ oder „erfolglos“ sein. Passiv zu sein ist ein Makel, auch wenn wir tief in uns genau das manchmal sein wollen. Aber dann stacheln wir uns selbst an oder lassen uns von anderen antreiben, damit wir wieder aktiv etwas bewegen, das Leben in die Hand nehmen.

Verhalten sich nicht mittlerweile viel zu viele Menschen den wichtigen Dingen gegenüber zu „passiv“? Diese Frage ist interessant. Ja, wir sitzen oft lieber vor dem Fernseher und lassen uns berieseln, als dass wir selbst aktiv unser Leben gestalten. Und ja, viele Menschen haben verlernt, aktiv für das einzutreten, was sie für richtig halten. Wir lassen uns lenken – und das geht nur, wenn wir jeglichen eigenen Einfluss auf unser Leben abgegeben haben.

Was unterdrückt wird, erzeugt heftige Gegenreaktionen

Wie ist das möglich? In einer Gesellschaft, wo wir schon beim Aufstehen in der Früh dem „Müssen“, der „aufgezwungenen Aktivität“ und dem „persönlichen Vorwärtskommen“ huldigen, gestalten immer weniger Menschen ihr Leben bewusst und mit Freude. Sie lassen sich von anderen vorwärts treiben – in eine Richtung, die nicht einer bewusst gewählten Richtung entspricht. Ich frage noch einmal: Wie ist das möglich?

Was unterdrückt ist, ist noch lange nicht verschwunden. So laut auch alle schreien, was du tun sollst, was unsere auferlegten Werte sein sollen und wohin der Weg geht, den du einschlagen sollst, bleibst du in deinem Innern doch ein Mensch mit männlichen und weiblichen Eigenschaften. Auch wenn du gelernt hast, nur die erwünschten (also männlichen) Werte auszuleben, bleiben in dir trotzdem auch die weiblichen bestehen. Du nimmst sie möglicherweise als tiefe Sehnsucht wahr. Aber sie dürfen nicht heraus, nicht ans Tageslicht kommen.

Seit ich denken kann, werden weibliche Eigenschaften in meinem Umfeld missachtet, indem man Frauen, die naturgemäß einen leichteren Zugang zu ihnen haben, abwertet. Sieh dir nur die Attribute an, die man Frauen nachsagt, wenn man negativ über sie spricht. Und keine größere Beleidigung kann es für einen Jungen oder einen Mann geben als ihm vorzuwerfen, dass er sich „weiblich“ verhält. Welcher „echte Mann“ will das schon?

Also unterdrückt er seine, auch in ihm angelegten, weiblichen Eigenschaften, und „funktioniert“ in der männlich dominierten Welt, so gut es geht. Vor allem nach außen hin. Aber innerlich schreien die weiblichen Eigenschaften danach, auch zum Zug zu kommen. Dann legen sich Menschen, die nach außen hin immer stark sein müssen, bei jeder kleinsten Erkrankung ins Bett, lassen sich pflegen und von anderen oder Medikamenten „heilen“. Menschen, deren Arbeitstag auf Tun und Erfolg ausgerichtet ist, fallen in der Freizeit erschöpft vor den Fernseher, lassen sich passiv berieseln und werden wie Zombies, die sich von Werbung und Industrie ohne Gegenwehr leiten und lenken lassen.

Alles strebt nach Ausgleich und Gleichgewicht. Immer. Wenn das Pendel in eine Richtung heftig ausschlägt, muss es auch in die andere Richtung kräftig ausschlagen, auch wenn es vertuscht wird. Diese heftigen Ausschläge bekommen wir zu spüren. Denn es ist nicht die Frage, ob weibliche oder männliche Eigenschaften „besser“ sind. Es ist die Frage, welche Eigenschaften anerkannt sind und ausgelebt werden dürfen. Den sichtbaren stehen immer unsichtbare gegenüber, wenn gesellschaftlich versucht wird, ein Ungleichgewicht herzustellen.

Nach einem Gleichgewicht zwischen Intuition und Verstand streben

Wir können nach einem Gleichgewicht streben und wieder das zulassen, was in uns allen angelegt ist: Männlichkeit und Weiblichkeit – wobei Männer einen leichteren Zugang zu männlichen Eigenschaften und Frauen einen leichteren Zugang zu weiblichen Eigenschaften haben (glaube ich zumindest).

Bis es soweit ist, ist es wichtig, dass Frauen wieder bemerken, welche tollen Fähigkeiten sie mitbekommen haben. In erster Linie geht es darum, diese Fähigkeiten überhaupt wieder zu entdecken. Danach wollen wir sie mit Freuden leben. Intuition, Gemeinsamkeit, Kooperation und Lebensfreude auszudrücken ist das, was wir Frauen wieder zurückgewinnen müssen. Es geht jetzt in erster Linie darum, sich selbst wieder zu öffnen – für alles, was über so lange Zeit unterdrückt oder sogar verboten war. Im besten Fall arbeiten weibliche Intuition und männliche Verstandeslogik zusammen.

Du weißt nicht, was dein nächster Schritt auf deinem Lebensweg sein soll? Deine Intuition wird es dir verraten. Wie du diesen Schritt dann genau in die Tat umsetzt, dabei kann dir dein Verstand helfen, indem er Berechnungen anstellt. Du stehst vor einer Entscheidung und fragst dich, welche wohl die richtige ist? Lass dich von deiner Intuition führen und dein Verstand leitet dann alles Notwendige in die Wege. Für den Verstand ist es ganz und gar unmöglich, auch nur irgendeine sinnvolle Entscheidung zu treffen, wenn er nicht alle möglichen Variablen kennt. Und die kennt er meistens nicht. Die Intuition hat damit kein Problem. Dein Herz weiß einfach, was richtig für dich ist.

Es heißt also nicht: Herz oder Verstand? Sondern: Herz und Verstand. Intuition und Logik. Weiblich und männlich. Passiv und aktiv. Abwechselnd. Wir haben zu beidem Zugang. Verstand und Logik haben wir allerdings von klein auf benutzt und wissen, wie wir am besten damit umgehen können. Mit der Intuition bewegen wir uns großteils noch auf unsicherem Eis. Aber Übung macht den Meister oder die Meisterin.

 

 

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