Zusammenarbeit und ein gemeinsames Wirken fördern unsere Lebensqualität und Kreativität. Wenn wir wollen, das es uns selbst und anderen gut geht, sollten wir so oft wie möglich gemeinsam an einem Projekt arbeiten, das uns begeistert.
Zusammenspiel und Zusammenarbeit fasziniert mich. Ich mag es, wenn jede/r einen Beitrag zu einem Werk liefert. Ganz Besonders toll ist das in der Musik. Jedes Instrument klingt anders, wenn es mit anderen Instrumenten gemeinsam schwingen kann und der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Ich denke dabei auch an die Stimme als Instrument. Gemeinsam singen und musizieren, sich weiter entwickeln, etwas dazu lernen mit jedem Ton, den man von sich gibt. So ein Lied könnte das ganze Leben sein.
Aber auch abseits der Musik ist es anziehend für mich, ein Ziel mit anderen zu verfolgen. Ich fühle ganz tief in mir, dass Zusammenarbeit (warum muss da das Wort “Arbeit” drinnen stecken?) die einzige Möglichkeit ist, unser gesamtes Potential auszuschöpfen, das im Moment zur Verfügung steht. Dieses Potential ist viel, viel größer, als wir glauben! Ein Mensch allein hat eine Idee, vielleicht zwei und das war es dann. Nur in der Gruppe können wir die Ideen der anderen fortspinnen und neue hinzufügen, so dass letzten Endes unendlich viele Möglichkeiten entstehen.
Zusammenarbeit birgt ein großes Potential
Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind, können von diesem Potential keinen Gebrauch machen. Ich konnte vor Jahren den ersten Geiger eines Quartetts bei einer Probe beobachten. Er übernahm in der Gruppe ungefragt die Führung und ließ keine anderen Meinungen zu, ja, fragte gar nicht danach und verhinderte geschickt jede Möglichkeit zur Meinungsäußerung der anderen Mitglieder. Die akzeptierten das und taten einfach, was verlangt wurde. Ich nehme an, dass aus dem Stück, das sie probten, nichts Besonderes wurde.
Etwas Besonderes kann nur entstehen, wenn einer dem anderen zuhört und ihn ermuntert, sein Können und Wissen mit den anderen zu teilen. Wenn ich selbst der Beste sein will, geht das nicht. Zu jeder Zeit werde ich versuchen, die Beiträge der anderen abzuwerten. Besagter Geiger im Quartett machte das in der Probe, indem er nichts sagte, wenn alles gut war. Wenn es Probleme gab, ließ er keine Vorschläge zu, sondern teilte seine Meinung – höflich, aber bestimmt – mit. Es war gar keine Frage, dass er derjenige war, der die Führung übernommen hatte. Die anderen Musiker tolerierten dieses Verhalten widerspruchslos.
Ich sehe noch heute die Körperhaltung des ersten Geigers vor mir, während er in den Pausen sprach. Wie er sich erhob und wegdrehte, wenn jemand etwas sagen wollte. Wie er ging, nein, wie er schritt – und wenn es nur war, um kurz etwas zu holen. Damals erkannte ich, dass auf diese Art ein kreatives Zusammenspiel niemals funktionieren konnte. Diese Art von Zusammenarbeit konnte niemandem eine Freude machen. Dieses Verhalten des ersten Geigers blockierte die Begeisterung der anderen drei Musiker. Sie konnten sich nicht weiter entwickeln. Im Grunde wollen die meisten Musiker zusammen musizieren und nicht nur die aufgeschriebenen Musiknoten zur richtigen Zeit richtig spielen. Das ist leblose Musik, die weder das Publikum noch die ausführenden Musiker begeistert.
Erfahrungen zum Projekt beisteuern
Wenn ich mit anderen etwas zusammen mache, will ich erfahren, was jede/r andere zum gemeinsamen Gelingen des Projekts beisteuern kann. Nichts soll übersehen werden, denn aus der scheinbar unwichtigsten Kleinigkeit kann etwas ganz Neues, Wichtiges entstehen. Je mehr Ideen und kreative Beiträge auftauchen, umso größer ist die Chance, etwas zu finden, das man weiterspinnen kann. Und wenn es nur darum geht, Dinge einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Eine gute Zusammenarbeit macht das möglich.
Die gemeinsame Kreativität zu entdecken, beschränkt sich nicht nur auf das Musizieren. Jede/r, der das Glück hat, bei einem Projekt mitzuwirken, bei dem er seine Fähigkeiten einbringen kann, tut sich selbst etwas Gutes. Seiner Seele und seinem Körper. Er tut vor allem auch den anderen in der Gruppe etwas Gutes und sogar der ganzen Gesellschaft. Und darum geht es in letzter Konsequenz beim Leben auf dieser Erde.
Das Gute ist, dass in uns die Freude und der Wunsch zur Zusammenarbeit angelegt ist. Durch Erziehung und Schule kann diese Begeisterung zwar scheinbar verloren gegangen sein, wahrscheinlich ist sie aber nur verschüttet und man kann sie wieder freilegen. In Konkurrenz mit anderen schwächen wir uns selbst und das, was wir verwirklichen wollen. In gemeinsamer, kreativer und begeisterter Arbeit an einem Projekt, das allen Menschen zu Gute kommt, werden wir gestärkt und gefördert. Wir selbst stärken uns und die anderen Menschen, die an dem Projekt mitwirken. Es kann uns nichts Besseres passieren.
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